Referenzen

Herzberg/E. (Ldkr. EE, Brandenburg), Marienkirche:

Diplomarbeit an der FH Potsdam, Sommersemester 2002
und Konservierung von Gewölbemalerei, Herbst 2006


Die spätgotische Marienkirche wurde als dreischiffige Hallenkirche wahrscheinlichin den Jahren von 1370-1430 gebaut (Bild 1). Der Turm musste schon im 16. Jahrhundert nach einem Einsturz rekonstruiert werden, er wurde im Barock oktogonal
erhöht und erhielt eine geschweifte Haube.

Im Inneren der Kirche ist die bauzeitliche Gewölbeausmalung vom Anfang des 15. Jahrhunderts noch überwiegend erhalten geblieben (Bild 2). Im Mittelschiff sind fi- gürliche alt- und neutestamentarische Szenen abgebildet, in den Seitenschiffen florale Motive (Bild 3). Die mittelalterliche Gewölbemalerei in Herzberg ist in ihrem Bestand und Erhaltungszustand für die Region außergewöhnlich.

Im Rahmen der Diplomarbeit an der FH Potsdam wurden im Sommersemester 2002 umfangreiche Analysen (Beschaffenheit und Zustand des verwendeten Materials, Schadensursachen, Schadensdynamik) an der Wandmalerei durchgeführt und ein Konzept zur künftigen Konservierung erarbeitet. Verschiedene Festigungsmittel für die Malschicht wurden anhand von Probereihen miteinander verglichen und mikroskopiert.

Der Schadensfortschritt und der gegenwärtige Erhaltungszustand der Malerei ließen akute Gipsreduktionsmaßnahmen nicht notwendig erscheinen. Das letztlich vorgeschlagene Konzept beschränkte sich daher auf die Festigung der aktuell gefährdeten Malschicht (Bild 4, 5). Als künftige konservatorische Maßnahme wird eine regelmäßige sehr detaillierte Beobachtung der Malschicht vorgeschlagen. Für dieses „Monitoring“ wurden exemplarische Bereiche der Malschicht genauestens kartiert (Bild 6).

Malschichtträger ist ein einlagiger Kalkputz mit 1-2 Kalktüncheschichten. Die Malerei wurde als Secco-Malerei ausgeführt, als Bindemittel konnte bisher an unterschiedlichem Probematerial Kasein und Eigelb nachgewiesen werden.
Im Laufe der Alterung der Malschicht haben sich diverse Schadensbilder eingestellt: Verlust an Kohäsion innerhalb der Malschicht („pudernde“ Malschicht) und Verlust an Adhäsion zum Malschichtträger (Ablösung und Verlust von Malschichtschollen).
Ursache der Schäden ist neben klimatischen und maltechnischen Faktoren der Gips, der als dünne Schicht auf der Malerei liegt. Diese Schicht ist 5-50 μm stark und ist aus dem Kalk der Malschicht durch die Einwirkung atmosphärischer Schwefelverbindungen entstanden.
Nach zwei Konservierungskampagnen an den Herzberger Gewölbemalereien, die der Diplomrestaurator Jan Raue anleitete, wurde die dritte abschließende Konservierungskampagne im Herbst 2006 durch die Diplom-Restauratoren Susanne Kaun und Udo Drott durchgeführt.


Bild 1


Bild 2


Bild 3


Bild 4


Bild 5


Bild 6